DAS GANTER LOGO - GANS GROß

Wer sich dem Ganter-Logo kognitiv nähert, dem schießen augenblicklich Assoziationen zu Entenhausen, Donald Duck, oder, je nach Tagesform, Onkel Dagobert und Grobian Gans durch den Kopf. Auf verschiedenen Ebenen spielt dieses ungewöhnliche Logo mit dem Bedeutungsinhalt des Wortes und des Namens „Ganter“. Man sollte sich durch diesen Erkenntnisgewinn aber nicht in Versuchung führen lassen, Parallelen zwischen den drei Ganter-Brüdern Thomas, Michael und Peter und den drei Donald-Duck-Neffen Tick, Trick und Track zu konstruieren. Bis auf die Tatsache, dass die drei nur über ein, nämlich das „schlaue“ Buch verfügen, das aber immerhin die Antworten zu fast allen gestellten und ungestellten Fragen enthält, während die Ganter-Brüder als Bahnhofsbuchhändler zahlenmäßig über die weitaus größeren Ressourcen verfügen dürften, lassen sich keine signifikanten Übereinstimmungen festzustellen. Das relativiert sich, wenn man sich dem kreativen Akt der Logogestaltung und damit einem zaghaften Erklärungsversuch zuwendet.

 

ERPEL ODER GANTER?

Nur allzu gerne ist man bereit, Ente und Gans, oder, als männliche Variante, Erpel und Ganter auch sprachlich in einen Topf zu werfen, solange man sicher sein kann, dass es sich dabei letztlich um Geflügel handelt. Ähnlich geht es dem Betrachter des Ganter-Logos. Erklärt sich vielleicht dadurch der frühe, inzwischen nicht mehr verwendete Ganter-Slogan „Ob Erpel oder Panther – nichts wie hin zu Ganter“? Sicher ist jedenfalls, dass ein Ganter die deutsche Bezeichnung für eine männliche Gans ist. Ebenfalls gebräuchlich sind die Bezeichnungen Ganterich, Gänserich oder Ganser. Ganter für Gänsezüchter oder Gänsehändler ist als so genannte „Berufsübernahme“ als Name in Norddeutschland weit verbreitet, während am Oberrhein Ganter als alte Berufsbezeichnung für den Küfer, einen Fassbauer, bekannt ist. Verbürgt ist auch die Herleitung aus dem mittelhochdeutschen gant, was Versteigerung bedeutet. Ein Gantmeister oder Ganter war also ein Versteigerer. 

 

LESEN VERLEIHT FLÜGEL

Bei genauerer Betrachtung lässt sich feststellen, dass es sich bei dem einprägsamen Logo der Ganter Presse & Buch GmbH um ein bewusst in der biologischen Schwebe zwischen Erpel und Ganter gehaltenes Federvieh handelt. Gestaltet wurde es nach Vorgaben der Ganter-Brüder von dem heutigen Werbegrafiker – und damaligen Leistungskurs-Kunst-Teilnehmer – Christian Caspersen. Der von Michael Ganter angeregte Comic-Bezug der Figur lässt sich ebenso aus der Profession des Bahnhofbuchhändlers herleiten, wie die ebenfalls auf Michael Ganter zurückgehende Idee der unter den Flügel geklemmten Zeitungsrolle.

Wir sehen also keine Zeitungsente, sondern einen optischen Hinweis auf die große Bedeutung der Presse im Allgemeinen wie auch im Besonderen. Und auch die hier sich noch zwangsläufig einstellende Assoziation von der Presse als wichtigster Umsatzträger des Bahnhofsbuchhandels ließe sich erwähnen. Das große G, das graphisch eine gelungene Gegenbewegung zu der geschwungenen Comic-Figur darstellt, steht selbstverständlich für das G in Ganter. Dieses Logo ist einfach Gans groß. In der Gesamtschau ergibt sich der überaus positive Eindruck eines ebenso fröhlich-freundlichen und selbstbewussten Markenzeichens eines unabhängigen Bahnhofsbuchhändlers, wie auch der eines für diese Branche unorthodoxem, unverwechselbarem und konsequent einzigartigem Logo mit hohem Assoziationspotential.

Na Logo, denkt man – bei diesem Ganter kaufe ich gerne ein.